Der letzte Schritt in meinem empfohlenen Workflow zur Rauschreduzierung und Sound-Entfernung betrifft den Effekt „Sound-Entferner“. Den Sound-Entferner finden Sie in der aktuellen Version von Audition. Es ist ein leistungsstarkes, vielseitiges Werkzeug für die „semi-überwachte Quellenseparierung“, wie Adobe sie nennt. Klingt nach technischem Kauderwelsch. Ich erkläre es Ihnen:
„Semi-überwacht“ bedeutet, das Programm tut, was Sie sagen, sucht aber auch selbst nach einer Lösung. Bei der „Quellenseparierung“ trennt das Programm Schlechtes von Gutem. Der Effekt liefert großartige Ergebnisse beim Entfernen unerwünschter Geräusche und behält nur das, was gut klingt. Bei auffälligen Geräuschen wie diesem Summen funktioniert er sehr gut.
Der Effekt „Rauschminderung“ löst solche Probleme zwar auch, aber bei Summgeräuschen ist der Sound-Entferner besser. Auch elektronisches Rauschen wie hier ist kein Problem. Zischgeräusche sind dagegen schwierig. Die bearbeitet man lieber mit der Rauschminderung.
Der Sound-Entferner ist ideal für dynamische Störgeräusche. Das sind Töne, die sich im Zeitverlauf ändern, wie dieses Handy-Klingeln. Oder die Sirenen in der Datei „noise-siren+music.wav“. Oder hier. Mit dem Effekt „Sound-Entferner“ kann ich diese Elemente entfernen, sodass nur die Musik bleibt.
Eine bemerkenswerte Funktion! Zurück zu „noises-music.wav“. Diese Datei werde ich jetzt bearbeiten. Ich möchte dieses Summen entfernen. Mein Workflow mit dem Sound-Entferner unterscheidet sich vom Workflow mit der Rauschminderung, weil ich gerne im Vorschaumodus arbeite, um das Ergebnis vorab zu sehen.
Ich zeige Ihnen jetzt, wie ich vorgehe. Zuerst markiere ich das Geräusch, das stört. Ich vergrößere die Ansicht, indem ich einige Male die Plustaste drücke. Ich möchte nur den Anfang auswählen. Das schiebe ich nach links. Ich will nur diesen Bereich. Also verwende ich das Marquee-Auswahlwerkzeug. Ich markiere nur diesen Bereich. Im oberen Teil ist es still. Den muss ich nicht markieren. Um die Geräusche hier drüben kümmere ich mich später. Jetzt will ich nur diese bestimmte Instanz bearbeiten.
Dazu brauche ich ein Sound-Modell. Ich klicke auf „Effekte“ (Effects) und wähle „Rauschminderung/Wiederherstellung“ (Noise Reduction/Restoration). Bei der Rauschminderung wird das Geräuschmuster gleich mit dem Effekt gespeichert. Hier ist es aber besser, das Sound-Modell vorab zu erstellen.
Ich klicke auf „Soundmodell lernen“ (Learn Sound Model). Diese Meldung weist darauf hin, dass ein Sound-Modell erstellt und Teil des Sound-Entferners sein wird. Auf der englischen UI steht hier „Sound Removal“. Der Effekt heißt aber „Sound Remover“. Ich deaktiviere die Warnungsanzeige und klicke auf „OK“. Jetzt habe ich mein Sound-Modell.
Ich klicke auf eine andere Stelle. Ich werde den Bereich wählen, den ich als Vorschau sehen möchte. In den meisten Fällen werden Sie den Effekt auf die ganze Datei anwenden wollen. Jetzt soll nur dieser Bereich bearbeitet werden. Wenn die ganze Datei bearbeitet oder in der Vorschau angezeigt wird, kann es lange dauern, wenn es eine große Datei ist. Ich wähle nur einen Teil der Datei für diesen Prozess. Ich wähle die ganze Datei erst, wenn ich mit der Optimierung dieser Instanz des Effekts fertig bin.
Mit dem Auswahlwerkzeug, dem Zeit-Auswahlwerkzeug, wähle ich nur diesen Bereich. „Effekte > Rauschminderung/Wiederherstellung“, „Sound-Entferner (Prozess)“. Hier wird schon die Vorschau des Ergebnisses angezeigt. Das Summen ist kaum mehr zu sehen. Mit dem Effekt „Rauschminderung“ wäre noch ein Restsummen zu erkennen, aber der Sound-Entferner hat alles entfernt.
Ich positioniere den Abspielkopf an den Anfang und starte die Wiedergabe. Zum Vergleich schalte ich den Effekt aus. Noch mal von vorne mit dem Summen. Und dann noch mal mit dem Effekt. Da ist die Vorschau schon. Ich spiele sie wieder ab. Sauberer Sound! Der Effekt leistet ganze Arbeit.
Hier sind ein paar Vorgaben und Steuerungen. Dazu erkläre ich gleich noch etwas. Aber nur durch Auswählen des Summens hat der Effekt gute Arbeit geleistet. Machen wir mit dem Rauschen weiter. Dazu überspringe ich ein paar Clips. Hier ist das elektronische Rauschen. Ich hebe die Auswahl auf, um den Clip abzuspielen.
Hier sind mehrere Frequenzen. Ich möchte das Summen hier oben entfernen. Ich nutze wieder das Marquee-Auswahlwerkzeug und wähle diesen Bereich aus. So. Ich erstelle das Sound-Modell und wähle „Effekte“ und „Rauschminderung/Wiederherstellung > Soundmodell lernen“. Ich wähle diesen Bereich mit dem Zeit-Auswahlwerkzeug aus. Für den Sound-Entferner wähle ich wieder „Effekte“, „Rauschminderung/Wiederherstellung > Sound-Entferner (Prozess)“.
Achten Sie darauf, was mit dem Rauschen passiert. Hier wird die Vorschau angezeigt. Es wurde nicht alles entfernt. Weil dieses elektronische Rauschen recht komplex ist. Es ist nicht nur ein Summen, sondern hat Obertöne u. Ä. Ich muss ein paar Einstellungen ändern. Schauen wir uns die Vorgaben (Presets) an. „Hohe Komplexität des Inhalts“ (High Content Complexity) eignet sich für Sprachaufnahmen. In diesem Fall wähle ich „Hohe Komplexität des Rauschens“ (High Noise Complexity), weil das Summen viele Frequenzen umfasst. Ich wähle also „Hohe Komplexität des Rauschens“. Achten Sie auf die Einstellungen 10, 40, 10, 40.
Sie ändern sich in 100, 40, 14, 40. Die Komplexität ist jetzt höher in Bezug auf das Sound-Modell – also das, was entfernt werden soll. Die Vorschau braucht jetzt viel länger. Dieses Modell zu erstellen und zu entfernen, ist aufwendig. Was passiert dieses Mal? Es wird mehr von dem Sound entfernt.
Hören wir rein. Das Rauschen wurde weitgehend beseitigt. Sie könnten die Regler manuell einstellen und den Wert für „Durchgänge für die Soundverfeinerung“ (Sound Refinement Passes) erhöhen. Die Bearbeitung wird dann mehrmals wiederholt, wodurch die Qualität verbessert wird. Soll der Inhalt komplexer sein, kann das hier unten eingestellt werden. Ebenso die Inhaltsverfeinerung. Das ist aufwendiger und dauert länger, führt aber evtl. zu einem besseren Ergebnis. Machen wir mit etwas anderem weiter.
Hier hat jemand gehustet. Das ist praktisch unmöglich zu entfernen, aber ich möchte Ihnen die Schritte trotzdem zeigen. Ein Versuch lohnt sich. Mit dem Marquee-Auswahlwerkzeug wähle ich das Husten aus. Um es zu entfernen, brauche ich wieder ein Sound-Modell: „Effekte“ (Effects), „Rauschminderung/Wiederherstellung“ (Noise Reduction/Restoration)
Jetzt wähle ich diesen Bereich. Von hier bis dort. Zurück zum Sound-Entferner. Sehen Sie, was mit dem Husten passiert? Hier sieht man das Hustgeräusch, das entfernt werden soll. Ich ändere die Vorgabe von „Hohe Komplexität des Rauschens“ (High Noise Complexity) in „Standard“ (Default). Das beschleunigt die Sache. Das sieht ganz gut aus. Hören wir kurz rein.
Ich spiele es ab. Der Husten ist noch da. Die Musik hört man schlecht. Hustgeräusche sind sehr schwer zu entfernen. Es ist ein sehr komplexes Geräusch. Ich glaube nicht, dass dieser Effekt oder ein anderer Effekt das Problem wirklich lösen kann, wenn das Husten mitten im Musikstück passiert. Aber Handy-Klingeln lässt sich entfernen, weil dieses Geräusch leicht identifiziert werden kann. Schauen wir uns das an.
Ich verwende jetzt das Pinsel-Auswahlwerkzeug. Am besten verwendet man ein Auswahlwerkzeug, das recht genau ist. Ich vergrößere die Ansicht etwas, indem ich die Plustaste einige Male drücke. Ich wähle das Pinsel-Auswahlwerkzeug und markiere die Stellen. Diesen Bereich markiere ich.
Und diesen auch. Durch Klicken und Malen wird eine neue Auswahl erstellt. Wenn ich die Umschalttaste dabei gedrückt halte, kann ich mehrere Instanzen dieser kleinen Streifen übermalen. So erfasse ich verschiedene Versionen dieses Geräuschs. Das hier unten auch. Mit der Umschalttaste wähle ich also mehrere Bereiche aus. Das Lasso-Auswahlwerkzeug könnte ich auch verwenden. Wenn ich jetzt aber zum Lasso-Auswahlwerkzeug wechsle und die Umschalttaste drücke, muss ich von vorne anfangen. Die Auswahlwerkzeuge können nicht kombiniert werden.
Also zurück zum Pinsel-Auswahlwerkzeug. Noch mal alles markieren. Umschalttaste gedrückt halten. Hier auch. Ein paar der parallelen Linien hier unten sollten reichen. Hier ist die Markierung nicht besonders deckend. Ich male noch mal über diesen Bereich, damit alles erfasst wird. OK. Die Auswahl ist fertig. Jetzt wähle ich „Effekte“ (Effects) und wieder „Soundmodell lernen“ (Learn Sound Model).
Damit wird das Sound-Modell erstellt. Ich markiere den Bereich und verkleinere die Ansicht mit der Minus- bzw. Bindestrichtaste. Ich markiere diesen Bereich. Zurück. Mit dem Zeit-Auswahlwerkzeug markiere ich nur das Handy-Klingeln. Das nächste Klingeln ist ganz anders. Das Modell wird hier nicht funktionieren. „Effekte > Rauschminderung/Wiederherstellung“, „Sound-Entferner (Prozess)“. Sehen Sie, was passiert? Das Handy-Klingeln ist optisch nicht mehr zu erkennen, und das nur mit den Standardeinstellungen.
Hören wir uns die Vorschau an. Ganz leicht hört man das Handy-Klingeln vielleicht noch, aber trotzdem hat das super geklappt. Die Vorgabe „Standard“ (Default) ändere ich jetzt in „Handyklingeln entfernen“ (Ringing Cell Phone Removal). Die Werte sind: 10, 40, 10, 40. Jetzt ändere ich die Vorgabe. Ich möchte mehr Durchgänge für den Inhalt und ein komplexeres Sound-Modell. Ich starte noch mal die Vorschau.
Die Standardeinstellungen waren besser. Ich setze die Vorgabe zurück auf „Standard“ (Default) und passe nur die Komplexität des Sound-Modells etwas an. So ungefähr. Ich kann auch die FFT-Größe (FFT Size) ändern. Aber vorher hören wir es uns an. Da ist noch so ein Klicken. „FFT“ steht für „Fast-Fourier-Transformation“. Je niedriger die Zahl, desto kleiner der Auswahlbereich, der geändert wird.
Kleinere Werte funktionieren manchmal besser, wenn es nur um so kurze Geräusche geht. Ich wähle einen kleineren Wert und schaue, was passiert. Vielleicht hilft es. Vielleicht nicht. Offenbar wird mehr entfernt. Dadurch wird der Ton dumpfer. Der Ton ist jetzt dumpfer. ch nehme einen hohen Wert – sagen wir, 16.000. Das hilft auch nicht. Ein Mittelwert ist vermutlich die beste Wahl.
Ich stelle 8.000 ein. Versuchen wir's. Etwas Klingeln ist noch da. Probieren wir das einmal aus. Das Prinzip ist wohl klar. Wäre meine Auswahl besser gewesen, wäre das Ergebnis auch besser.
OK – jetzt zur Sirene. Das wird super funktionieren. Hören wir uns zuerst den Clip an. Ich vergrößere die Ansicht, indem ich hier einen Rechtsklick mache und diesen Bereich ziehe, damit wir alles besser sehen. Ich nehme mein Pinsel-Auswahlwerkzeug, das ein bisschen größer sein müsste, aber ich lasse es so klein, um zu zeigen, dass man auch doppelt malen kann.
Das übermale ich. Und jetzt den unteren Teil. Jetzt nach unten. Immer mit gedrückter Umschalttaste. Ich markiere auch die Obertöne hier. Wieder mit gedrückter Umschalttaste. Der Strich muss gezogen werden. Klicken reicht nicht. Klicken und ziehen – dann funktioniert es. Ich wähle „Zoom zurücksetzen (Frequenz)“ (Zoom Reset (Frequency)). So, hier noch mal. Jetzt ist es ein bisschen deckender. Hier noch. Und hier oben. Jetzt habe ich eine recht gute Auswahl.
Diesen Bereich markiere ich nicht. Weil der Sound dem ersten so ähnlich ist, müsste das so funktionieren. Ich erstelle das Sound-Modell und wähle „Effekte“ und „Rauschminderung/Wiederherstellung > Soundmodell lernen“. Dann klicke ich auf eine andere Stelle. Jetzt arbeite ich mit der gesamten Datei, weil es eine recht kleine Datei ist.
Ich wähle „Effekte“ und dann „Rauschminderung/Wiederherstellung > Sound-Entferner (Prozess)“. Mit der Vorgabe „Benutzerdefiniert“ (Custom) dauert es etwas. Ich stelle stattdessen wieder „Standard“ (Default) ein. Und wir sehen: Die Sirene ist quasi vollständig weg.
Hier ist ein kleiner Rest. Hören wir mal rein. Ein bisschen hört man sie noch. Sirenen sind relativ komplex, weil sie verschiedene Frequenzen nutzen. Der Sound klingt immer ähnlich, aber der Frequenzwechsel macht ihn komplex. Ich erhöhe die Komplexität und starte eine neue Vorschau – das dauert etwas länger. Ich spiele sie ab. Sie klingt ein bisschen dumpf. Das ist das Problem bei dieser Methode. Man muss ein paar Feinanpassungen vornehmen. Aber es gibt diese Vorgabe.
Versuchen wir's. Es gibt „Weniger Artefakte“ (Less Artifacts) und „Mehr Artefakte“ (More Artifacts). Ich wähle „Sirenen entfernen - Mehr Artefakte“ (Remove Siren - More Artifacts). Mal reinhören ... Die Einstellungen sind jetzt 20, 40, 19, 40. Das sind fast die Standardeinstellungen. Dann hören wir uns das mal an. Ist das nicht unglaublich? Die Sirenen sind weg. Ich schalte das kurz aus. Von Anfang. Ich schalte es wieder an. Bemerkenswert.
Der Sound-Entferner leistet großartige Arbeit beim Herauslösen störender Geräusche aus dem Sound, den man behalten möchte. Er beseitigt dynamische Geräusche, sich verändernde Geräusche und auffällige Geräusche im Vordergrund.
- Öffnen Sie ein Projekt in Audition, und wählen Sie den Bereich, den Sie anpassen möchten.
- Navigieren Sie zu „Effekte > Rauschminderung/Wiederherstellung > Soundmodell lernen“.
- Wählen Sie einen Teil der Datei aus, für den eine Vorschau mit angewandtem Sound-Entferner erstellt werden soll. Navigieren Sie zu „Effekte > Rauschminderung/Wiederherstellung > Sound-Entferner“.
- Wiederholen Sie den Prozess „Auswählen – Lernen – Entfernen“, bis Sie mit der Qualität zufrieden sind.
Beitrag von: Jeff Sengstack