Starten wir mit der Auswahl von Clips. Meine Sequenz umfasst mehrere Ebenen. Die Spur „Video 8“ ganz oben enthält das Haupt-Videomaterial. Mit einem einfachen Klick kann ich einzelne Clips auswählen. Klicke ich doppelt darauf, wird der Clip nicht nur ausgewählt, sondern auch im Quellmonitor geöffnet. Das ist auch ab und an notwendig, aber die Auswahl per Klick werden Sie am häufigsten nutzen. Wenn ich zusätzlich die Umschalttaste gedrückt halte, kann ich mehrere Clips auswählen.
Das mag für Sie ungewohnt sein, weil Sie auf Ihrem Betriebssystem eine andere Taste zum Auswählen einzelner Dateien verwenden – Strg unter Windows bzw. Befehlstaste unter macOS. Hier wird die Umschalttaste dafür verwendet.
Die Strg- bzw. Befehlstaste erfüllt eine andere Funktion. Ein Auswahlrechteck über mehrere Clips geht auch. Ich ziehe das Rechteck ab einem beliebigen Punkt außerhalb eines Clips auf. Alle Clips, mit denen sich das Rechteck überlappt, werden ausgewählt, unabhängig davon, wie groß die Überlappung mit den einzelnen Clip-Segmenten ist.
Einige Clips werden mit Audio synchronisiert. Die Verknüpfung zwischen Video und Audio wird aufgehoben, wenn Sie beim Auswählen die Alt-Taste (Windows) bzw. die Wahltaste (macOS) gedrückt halten. Ich halte für Windows die Alt-Taste gedrückt und wähle jetzt nur das Videomaterial aus bzw. einzelne Audio-Clips. Diese Verknüpfung beschränkt sich nicht auf Video und Audio. Beliebige Kombinationen von Clips sind denkbar. Wenn ich ohne Alt-Taste auf einen Clip klicke, werden alle zugehörigen Clips ausgewählt. Clip-Verknüpfungen können Sie für das gesamte Schnittfenster deaktivieren, indem Sie auf die Schaltfläche „Verknüpfte Auswahl“ (Linked Selection) klicken. Alle Verknüpfungen wurden aufgehoben. Und nun aktiviere ich sie wieder.
Mit Strg+A bzw. Befehl+A wird alles ausgewählt, d.h. alle Clips in der aktuellen Sequenz. Wenn ich nur einige davon mit einem Auswahlrechteck markiere, hebe ich mit Umschalt+Strg+A bzw. Umschalt+Befehl+A die Auswahl wieder auf. Im Menü „Sequenz“ (Sequence) gibt es die Option „Auswahl folgt Abspielkopf“ (Selection Follows Playhead). Dadurch wird jeder Clip auf der obersten ausgewählten Spur ausgewählt, sobald sich der Abspielkopf darüber bewegt. „Video 8“ und „Video 9“ sind aktiviert. Wenn ich den Abspielkopf durch die Sequenz bewege, werden Clips automatisch ausgewählt. Diese Option wird zufälligerweise automatisch aktiviert, wenn im Arbeitsbereich „Farbe“ das Bedienfeld „Lumetri-Farbe“ geöffnet ist.
Es gibt ein eigenes Werkzeug für die Spurauswahl. Hier sehen Sie das Werkzeug „Spurauswahl nach rechts“ (Track Select Forward Tool). Wenn ich länger darauf klicke, kann ich zu „Spurauswahl nach links“ (Track Select Backward Tool) wechseln. Beginnen wir mit „Spurauswahl nach rechts“. Hier sehen Sie zwei Pfeile. Egal wohin ich klicke: Ab diesem Punkt wird in Vorwärtsrichtung jeder Clip ausgewählt, unabhängig davon, welche Spuren aktiviert sind. Als Modifikatortaste steht Ihnen die Umschalttaste zur Verfügung, wie bei vielen anderen Werkzeugen.Wenn ich die Umschalttaste gedrückt halte, werden nur die von mir ausgewählte Spur sowie alle damit verknüpften Clips markiert. Sie ahnen es schon: Die Spurauswahl nach links funktioniert in die entgegengesetzte Richtung. Beide Werkzeuge sind sehr hilfreich beim Erstellen von Lücken in Sequenzen bzw. beim Schließen von Lücken, wenn Sie abschnittsweise vorgehen.
Ich wähle nun einige Clips auf einmal aus und stelle Ihnen eine weitere nützliche Taste vor. Wenn ich die <-Taste drücke [Schrägstrich auf US-Tastaturen], fügt Premiere Pro In- und Out-Points hinzu, und zwar am Anfang und am Ende der ausgewählten Clips. [Auf US-Tastaturen dürfen Sie Schrägstrich (/) und Backslash (\) nicht verwechseln. Mit dem Backslash zoomen Sie die ganze Sequenz im Schnittfenster ein und aus. Das ist hilfreich, wenn Sie sich einen Überblick über die gesamte Sequenz verschaffen und schnell zu einer bestimmten Stelle im Inhalt navigieren möchten.]
In vielen Fällen hat die Clip-Auswahl Vorrang vor der Spurauswahl. Ein Beispiel: Ich hebe diese Auswahl auf und aktiviere hier links alle Spuren auf jeder Ebene. Anschließend drücke ich Strg+K (Windows) bzw. Befehl+K (macOS). Den Abspielkopf schiebe ich beiseite, dann können Sie es sehen: Jedem dieser Clips wurde ein Schnitt hinzugefügt. Ich zoome etwas näher heran, dann wird es deutlicher. Ich mache den Vorgang rückgängig, und Sie sehen die Clips ohne Schnitt. Jetzt bewege ich den Abspielkopf ein wenig nach vorne.
Nur ein Clip ist ausgewählt, und ich drücke erneut Strg+K (Windows) bzw. Befehl+K (macOS). Nur dieser Clip erhält einen Schnitt. Ich schiebe den Abspielkopf beiseite, damit Sie sehen, dass keine der anderen Spuren verändert wurde, obwohl sie ausgewählt sind Das liegt daran, dass die Clip-Auswahl Vorrang vor der Spurauswahl hat. Beim Kopieren über die Zwischenablage zwischen In- und Out-Points gilt das Gleiche: Es werden nur Clips kopiert, die Sie ausgewählt haben.
Wenn ich z.B. den Audio-Clip „voice spot“ markiere und die Löschtaste drücke, passiert nicht viel. Der Clip wurde entfernt; es gab keine Auswirkungen auf die anderen Clips in dieser einfachen Sequenz. Den Löschvorgang mache ich jetzt rückgängig. Nun wähle ich den Clip erneut aus und drücke Umschalt+Entf für die Funktion „Löschen und Lücke schließen“. Der Clip wurde entfernt, und die entstandene Lücke wurde gleich geschlossen. Alle Clips wurden verschoben, da für jede Spur die Synchronisationssperre aktiviert ist. Wenn ich einige Sperren deaktiviere, werden sich Änderungen nicht auf alle Clips auswirken.
Synchronisationssperre und Spursperre funktionieren auf die gleiche Weise beim Hinzufügen und beim Entfernen von Inhalten. Ich passe die Ansicht etwas an. Diese Spuren minimiere ich. Diese Audiospuren auch. Jetzt ist besser zu erkennen, was ich Ihnen als Nächstes zeige.
Hier unten sehen Sie einen ziemlich langen Mix. Diese Kombination aus Clips hier wähle ich nun aus. Ich ziehe ein Auswahlrechteck auf, um sicherzugehen, dass alle Clips in der Auswahl enthalten sind. Wenn ich die Löschtaste drücke, bleibt nur eine Lücke zurück. Das mache ich rückgängig. Nun möchte ich mit Umschalt+Entf die Clips löschen und die Lücke schließen. Ich wähle die Clips erneut aus. Aber ich kann sie nicht löschen. Premiere Pro lässt das Löschen dieser Clips nicht zu, da für sie die Synchronisationssperre aktiviert ist. Die Synchronisationssperre hält die Position des Inhalts in Relation zu den anderen Clips aufrecht. Diese Sperren deaktiviere ich, indem ich beim Auswählen die Umschalttaste gedrückt halte. Jetzt drücke ich Umschalt+Entf. Nun lässt Premiere Pro das Löschen der Clips zu, und alle nachfolgenden Inhalte rücken nach links, um die entstandene Lücke zu schließen.
Beim Verschieben von Objekten innerhalb einer Sequenz werden Sie in der Regel die Funktion zum Ausrichten aktivieren. Ich zeige Ihnen die Funktion. Angenommen, ich möchte Clips mit einem Effekt überlagern. Ab dieser Aufnahme bis zu dieser hier. Wenn ich klicke und ziehe, erscheint ein kleines, nach unten weisendes Dreieck, sobald der Clip am Anfang oder am Ende eines anderen Clips einrasten kann. Unglaublich hilfreich. Bei komplexeren Sequenzen jedoch gibt es für Clips so viele Verbindungsmöglichkeiten, dass die Anordnung von Clips zur Herausforderung werden kann. In dem Fall sollte man „Ausrichten“ besser deaktivieren.
Sie können die Funktion aktivieren und deaktivieren, während Sie – wie ich jetzt gerade – mit der Maus arbeiten. Im Moment ist die Ausrichtungsfunktion deaktiviert. Um sie zu aktivieren, drücke ich die S-Taste. Die Dreiecke erscheinen wieder, und der Clip rastet exakt ein. Sie können auch den Abspielkopf beim Scrubbing ausrichten, indem Sie die Umschalttaste gedrückt halten. Wieder einmal hat die Umschalttaste im Schnittfenster eine wichtige Funktion.
Als Nächstes möchte ich eine präzise Auswahl vornehmen, und zwar von einem Teil dieser drei Clips. Anschließend soll der Teil kopiert und an anderer Stelle eingefügt werden. Ich halte die Umschalttaste gedrückt und aktiviere alle Synchronisationssperren. (In der Regel empfiehlt es sich, Synchronisationssperren beim Schneiden aktiviert zu lassen.) Während ich die Umschalttaste noch gedrückt halte, hebe ich die Auswahl all dieser Spuren auf.
Dann aktiviere ich die Spuren mit dem gewünschten Material. Als Nächstes setze ich In- und Out-Points mit der I- bzw. O-Taste. Sie erkennen vermutlich mehr, wenn ich zusätzlich „Video 5“ aktiviere. Wenn Sie mithilfe von In- und Out-Points Ausschnitte markieren und die Spurauswahl-Schaltflächen verwenden, wird auf den Spuren hervorgehoben, wo der ausgewählte Bereich anfängt und wo er endet. Die deaktivierten Spuren werden abgedunkelt.
Diese exakte Auswahl werde ich herausnehmen – entweder mit der ß-Taste oder per Klick auf die Schaltfläche „Herausnehmen“ im Programmmonitor. Dadurch wird nur das Material entfernt, das sich zwischen dem In- und dem Out-Point befindet. In unserem Beispiel habe ich einen Bereich präzise ausgewählt. Dabei habe ich nicht einzelne Clip-Segmente per Klick ausgewählt. Ich habe den Bereich mit In- und Out-Points hervorgehoben. Das mache ich jetzt rückgängig, damit Sie den Bereich sehen können. Wie Sie sehen, ist der oberste Clip ausgewählt, die anderen beiden nicht.
Im Schnittfenster nehmen Sie eine Auswahl vor, indem Sie einzelne Clip-Segmente anklicken oder Bereiche mit In- und Out-Points markieren, auf bestimmten Spuren. Ich möchte noch eine weitere nützliche Funktion im Schnittfenster vorstellen: das Entfernen unerwünschter Lücken. Diese Funktion hängt von der aktuellen Auswahl ab. Hier sehen Sie mehrere angeordnete Clips. Diese hier befinden sich in der Sequenz weiter hinten, und beim Scrollen sehen Sie, dass keine langen Clips darüber oder darunter sind. Es wird also keine Probleme mit der Synchronisationssperre geben. Bei der Arbeit mit Sequenzen ist es üblich, Clips auf diese Weise anzuordnen.
Möglicherweise haben Sie die Sequenz schon überarbeitet und alle unerwünschten Teile entfernt. Aber was geschieht nun mit den Lücken? Eine Lösung ist, die Lücke auszuwählen. Ich klicke einmal darauf und drücke die Löschtaste. Die Lücke wird geschlossen. Das mache ich wieder rückgängig. Es ist auch möglich, mit dem Befehl „Lücke schließen“ zu arbeiten. Dazu wähle ich diese zwei Clips gleichzeitig aus und wähle im Menü „Sequenz“ (Sequence) den Befehl „Lücke schließen“ (Close Gap). Sofort wird die Lücke zwischen den beiden Clips geschlossen.
Diesem Befehl ist standardmäßig kein Tastaturbefehl zugeordnet. Die Zuordnung geht aber ganz leicht. Das Tolle an diesem Befehl: Wenn ich – wie hier – einen Bereich mit vielen Clips auswähle und „Sequenz > Lücke schließen“ (Sequence > Close Gap) auswähle, werden alle vorhandenen Lücken auf einmal geschlossen. Das mache ich wieder rückgängig, denn es gibt noch einen dritten Weg: In- und Out-Points. Mit der I-Taste setze ich einen In-Point und mit der O-Taste einen Out-Point. Wenn ich nun „Lücke schließen“ auswähle, werden alle Lücken zwischen In- und Out-Markierung ausgewählt.
Auf diese Weise können Sie innerhalb einer Sequenz ganze Bereiche definieren, aus denen Lücken entfernt werden sollen. Das war ein Überblick zur Arbeit mit Clip-Segmenten im Schnittfenster in Adobe Premiere Pro.
- In Premiere Pro können Sie Clips per Mausklick oder mit dem Lasso-Werkzeug auswählen.
- Mit den Werkzeugen „Spurauswahl nach rechts“ und „Spurauswahl nach links“ wählen Sie Clips aus, die sich vor bzw. hinter dem ausgewählten Clip befinden.
- Die Clip-Auswahl ersetzt die Spurauswahl.
- Wählen Sie einen Clip aus, und drücken Sie die Löschtaste, um ihn zu löschen. Wenn Sie die Löschtaste gemeinsam mit der Umschalttaste drücken, schließen Sie gleichzeitig die durch das Löschen entstandene Lücke.
Beitrag von: Maxim Jago, Oren Brimer (Material aus dem Kurzfilm „See You Around“)